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Epistula ad Pistones
Wenn ein Maler einem Menschenkopf einen Pferdehals anfügen möchte und verschiedene Federn anstecken von überallher an die gesammelten Glieder, so dass eine wunderschöne Frau oben in einem furchtbar schwarzen Fisch unten endet... wenn ihr zum Betrachten herbeigeholt werdet, lacht ihr da laut auf, Freunde? Glaubt mir, Pisones, dass diese Gemälde gleich einem Buch seien, dessen nichtigen Gebilde aus einem Traum eines Kranken gestaltet werden, so dass weder Fuß noch Kopf einheitlicher Form widergegeben wird. „Dichtern und Schriftstellern haben schon immer, egal, was sie wagen, gleiche Möglichkeiten.(10)“ Das wissen wir, und diese Nachsicht geben wir und fordern wir beiderseits; nicht aber, dass mit Gefälligem Unschönes geht, dass Schlangen mit Vögeln sich paaren, Lämmer mit Tigern. Beim Beginne einer gewaltigen Sache und beim Vorhaben eines Riesenwerks wird häufig der eine oder andere purpurne Streifen angenäht, der von weitem glänzt (15), wenn Hain und Altar Dianas, fließende Bäche den Umlauf durch liebliche Felder, der Rhein oder ein Regenbogen beschrieben wird. Aber hierfür ist jetzt kein Platz. Und vielleicht kannst Du eine Zypresse sehr gut mahlen: Was soll das, wenn der hoffnungslose Mann aus zerbrochenen Schiffen gemalt wird unter Bezahlung (20)? Eine Amphore hat sich zu bilden begonnen: Warum kommt beim Drehen der Scheibe ein Wasserkrug heraus? Was auch immer es schließlich sei, auf jeden Fall muss es einfach sein und eins. Ein großer Teil von uns Dichtern, geehrter Vater und dem Vater würdige Söhne, wird durch den Anblick des Richtigen getäuscht: (25) Ich bemühe mich, dass es kurz sei, unverständlich werde ich. Dem, der Leichtigkeit ersucht, fehlen Kraft und Verstand. Wer sich zu Großem aufmacht, schwillt an; wer auf dem Boden kriecht, ist zu furchtsam vor dem Sturm; wer verschwenderisch die eine Sache zu verändern sucht, malt einen Delphin in die Wälder, das Wildschwein ins Wasser (30): Die Flucht vor der Schuld führt zu Fehlern, wenn es an Kunstverstand mangelt. Am äußersten Rand an der aemilischen Schule formt der Bildhauer einen Fingernagel und weiche Haare im Erz, unglücklich übers Gesamtwerk, weil er alles zusammenzustellen nicht in der Lage ist. (35) Wenn ich etwas hervorbringen wollte, würde ich nicht lieber jener sein, welcher mit krummer Nase lebt, aber sehr ansehnlich mit schwarzen Augen und schwarzem Haar. Tragt Eure Themen zusammen, die ihr schreibt, gleich Euren Kräften, und prüft es lange, was die Schultern zu tragen verweigerten, was sie aushielten. (40) Den, der seine Sache vernünftig ausgewählt hat, wird Redegewandtheit nicht im Stich lassen, und auch nicht die schillernde Ordnung. Tugend wird diese Ordnung sein und Schönheit dazu, oder sollte ich mich täuschen, dass er schon bald sage, was schon sehr bald gesagt werden müsse, die meisten Dinge verzögere und für den Augenblick verschiebt. (45) Das, was der Dichter mag und was nicht, das streue er nur sanft und vorsichtig in die Worte des geplanten Gedichtes. Du wirst auch hervorragend etwas von Dir geben, wenn ein bekanntes Wort in gut bedachter Verbindung zu einem neuen gemacht wird. Wenn es zufällig notwendig sein sollte, mit leichten Anzeichen Verborgenes der Handlung aufzuzeigen, (50) und von den geschürzten Cetherer nicht Erhörtes zu bilden, wird die Genehmigung gegeben, sie bescheiden zu gebrauchen, und neue gebildete Wörter werden kurzerhand Vertrauen erlangen, wenn sie sparsam aus griechischer Quelle entnommen. Was aber Caecilius und Plautus gewährt wird, ist Vergil und Varius verwehrt? (55) Warum werde ich kritisiert, wenn ich nur wenige Worte hinzunehmen könnte, wenn doch die Sprache Catos und Ennius’ das Gespräch unserer Vorfahren bereicherte und neue Namen für Sachen hervorgebracht hatte? Es war erlaubt und es wird immer erlaubt sein, in der Gegenwart bekannte und geprägte Namen in Umlauf zu bringen. (60) Wie Wälder an den Blättern im vorangeschrittenen Jahr sich wandeln, welche zuerst fallen, so vergeht eine alte Zeit von Wörtern und nach Sitte blühen gerade geborene und sind kräftige der Jugend. Wir schulden dem Tod uns und das Unsere. Sei es, dass Neptun auf dem Land von den Schiffen die Südwinde abwehrt, ein Königswerk, wie der lange Zeit unfruchtbare Sumpf (65)– nur für Ruder geeignet – nun nahe Städte ernährt und den schweren Pflug spürt, sei es, dass ein Fluss, den Früchten verderblich, den Lauf geändert hat, gelehrt, einen besseren Weg zu beschreiten: Von Menschen gemachtes wird vergehen, also natürlich stehen auch nicht Ehren und Ruhm der Gespräche für immer lebendig. Vieles kommt wieder, was schon vergangen war (70), und Wörter werden verschwinden, die im Moment in Ehre gehalten werden, wenn es denn der Gebrauch wollte, welcher allein Urteile spricht, das Recht und die Richtschnur des Sprechens. Die vollbrachten Taten der Könige und Führer, traurige Kriege, in welchem Maß sie geschrieben werden können, hat uns Homer gezeigt. Zuerst bestand die Wehklage aus ungleichen Versen (75), gepaart, danach ist erteilt worden, das Wunschgebet mit einzuschließen: Welcher Dichter aber die kleinen Elegien als erster entsandt hat, darum streiten sich die Gelehrten, und hierher ist der Fall zum Richter zu geben. Archilochos hat seine Wut mit eigenen Jamben bewaffnet: Diesen Fuß übernahmen die Komödienstiefel und die großen Koturnen (80), geeignet für den Dialog, das allgemeine Getose übertönend, es entstand das Theater. Die Muse vertraute den Saitenspielern an, Götter, Kinder der Götter, siegreiche Faustkämpfer und das erste Pferd im Wettlauf, die Sorgen des Jünglings und befreiende Weine zu besingen (85). Warum werde ich Dichter genannt, wenn ich diese Unterscheide und Farben der Werke nicht bewahren weiß und nicht kenne? Warum will ich lieber ungenau mich bescheidend nichts wissen als zu lernen? Die komische Sache will nicht in tragischen Versen vorgetragen werden; Das Mahl Thyestis’ dürfe ebenso niemals (90) in privaten und fast dem Soccus würdigen Liedern erzählt werden. Einzelne Werke sollen den Platz behalten, der ihnen zusteht. Währenddessen jedoch hebt die Komödie die Stimme an und der zornige Chremes schimpft mit schäumenden Munde; und der tragische leidet meistens in erdnahem Gespräche (95), Telephus und Peleus, beide arm und vertrieben, Schwülstiges hervorbringen und anderthalbfüßige Wörter, wenn sie versuchen, mit Klagesang das Herz des Zuschauers zu rühren. Es reicht nicht, dass ein Gedicht schön ist: Lieblich seien sie und womöglich sollen sie den Sinn des Hörers bewegen (100). Wie sie mit den Lachenden lachen sollen, so weinen die Gesichter des Menschen den Weinenden zu. Wenn Du mich zum Weinen bringen möchtest, musst Du für Dich selbst erst einmal trauern: Dann tut mir auch Dein Unglück leid, Telephus und Peleus: Wenn Du die verlangten Worte schlecht wiedergibst, werde ich entweder einschlafen oder anfangen, zu lachen (105). Traurige Worte brauchen ein trauriges Gesicht, ein zorniges die bedrohlichen, die neckischen ein spielerisches, die ernsthaften eine seriöses beim Sprechen. Denn die Natur formt unser Inneres zuerst nach den ganzen Bedingungen der äußeren Umstände; entweder freut es uns oder treibt es an zum Zorn, oder drückt mit schwerer Trauer zum Boden und beengt (110): Danach bringt die Regung der Seele durch die Übersetzung der Zunge. Wenn die Worte über das zu sagende Schicksal schlecht klingen, erheben sich die römischen Reiter und Fußleute zum Lachen. Es ist ein großer Unterscheid, ob ein Gott oder ein Held spricht, ein alter Weise oder bis hierher in der Jugend stehender Draufgänger (115), mächtige Herrin oder eifrige Amme, geschäftiger Kaufmann oder Bauer grünenden Ackers, Colchus oder Assyrius, aufgezogen in Theben oder Argos. Entweder der Sage folgen oder bilde Dir als Schreiber Passendes. Wenn Du eventuell den ehrenvollen Achill darstellen willst (120), strebsam, jähzornig, unerbittlich, behauptet er scharf, Rechte seien nur ihm, nichts, dass er nicht den Waffen beantwortet. Medea sei wild und unbesiegbar, jammernd Ino, treulos Ixion, ruhelos Io, Orest traurig. Wenn Du etwas Unerwartetes auf die Bühne schickst und es wagst (125), eine neue Figur zu kreieren, soll sie vom Anfang bis zum Ende beibehalten werden, wie sie begonnen hat und sich selbst gleich bleiben. Es ist schwierig, Allgemeines im Einzelnen zu sagen, und lieber bringe ein Lied über die Ilias auf die Bühne als wenn Du erstmalig Unbekanntes und Ungesagtes zum Vorschein bringst (130). Ein allgemeines Thema kommt unter Privatrecht, wenn Du Dich nicht im schlechten und öffentlichen Kreise aufhältst, und dass Du Dich als treuer Übersetzer nicht darum sorgst, Wort für Wort wiederzugeben, wo die Scham es verbietet den Fuß vorzusetzen oder das Gesetz (135) des Werkes weder so beginnst wie einst der Schreiber des Kyklos: „Das Schicksal Priamus’ werde ich besingen und den ehrvollen Krieg.“ Was ist so würdig, dass dieser Ankündiger es mit so großen Munde vorträgt? Berge werden versprochen, heraus kommt eine lächerliche Maus. Um wie viel macht es derjenige besser (140), der nichts unpassend anfasst: „Erzähl mir, Muse, vom Mann, der nach der Eroberung der trojanischen Mauern Sitten vieler Menschen und Städte gesehen hat.“ Nicht aus dem Blitz Rauch, sondern aus dem Rauch Licht geben ist in Ordnung, so dass er von hier wunderschöne Dinge hervorbringt, Antiphates und Scylla, mit dem Zyklop zusammen den Charybdis (145). Weder wird die Rückkehr Diomedes’ vom Untergang Meleagers, noch der trojanische Krieg mit dem Zwillingsei begonnen: Immer strebe man zum Ereignis und mitten ins Geschehen, als sei es Bekanntes, ergreift er nicht schlecht den Zuhörer, und er lasse weg, woran auch behandelt er verzweifelt (150), so auch lügt, Falsches mit Wahrem vermischt, auf dass nicht zuerst die Mitte, das Ende nicht von der Mitte abweicht. Was ich und das Volk mit mir erwünschen, hör nun, wenn Du Applaudierende brauchst, die den Vorhang erwarten und jeder noch sitzt, bis der Sänger sagt (155): „Ihr könnt klatschen.“ Du musst die Altersstufen und deren Sitten gut kennzeichnen, und musst den wandelnden Charakteren und Jahren die jeweilige Zierde geben. Wer schon als Kind weiß, Stimmen wiederzugegeben und mit sicherem Fuße den Boden betritt, trachtet danach, mit Gleichen zusammen zu spielen und er erfasst einen Zorn und legt ein blindlings wieder ab und verändert sich mit jeder Stunde (160). Der bartlose Junge, schließlich gelöst vom Lehrer, genießt Pferde und Hunde und Rasen auf sonnigem Felde, wie Wachs zu Lastern beweglich, rau zu Mahnern, zögernd nur sich kümmernd um nützliche Dinge, verschwenderisch mit Geld, (165) sowohl begierig der hohen Dingen als auch schnell wieder uninteressiert am Geschätzten. Mit wandelnden Mühen verlangt das Alter und der kräftige Mann nach Macht und Ansehen, dient der Ehre, hütet sich (170), etwas zu begehen, was bald zu verändern ihm Mühe machte. Viele Unannehmlichkeiten umgeben den Alten, sei es, dass er etwas sucht und - es dann gefunden - elend sich enthält und sich scheut, es zu nutzen, oder sei es, dass er alle Geschäfte sorgsam und fröstelnd betreibt, an Hoffung ein langsamer Vertager, träge und gierig nach Zukunft, schwierig, ein Querulant, Lober der alten Zeiten, als er noch jung war, Züchtiger und Kritiker der jüngeren. (175) Vieles Schönes bringen die kommenden Jahre mit sich, vieles nehmen sie weggehend mit sich fort: Dass nicht alte Eigenschaften einem Jungen aufgehalst werden, männliche nicht einem Kinde; immer werden wir in geeigneten Verbindungen zum Alter verweilen. Entweder wird eine Sache auf der Bühne vollbracht oder etwas Vollbrachtes wiedergegeben. (180) Etwas an die Ohren Gesandtes wirkt schwächer als das, das den treuen Augen erschienen ist und das der Zuschauer selbst sich vermittelt: Trotzdem bringst Du nicht auf die Bühne, was sich besser innen abspielt, nimmst vieles von den Augen, das die Beredsamkeit bald anwesend erzählen wird: Auf dass nicht Medea bei Anwesenheit des Volkes Kinder schlachtet (185), öffentlich der ruchlose Atreus menschliche Eingeweide kocht oder Prokne sich in einen Vogel verwandelt, Cadmus in eine Schlange: Was auch immer Du mir so zeigst, verachte ich unglaubwürdig. Weder kürzer noch länger als fünf Akte will das Stück sein, welches zur Vorstellung wiederaufgenommen werden soll (190). Und kein Gott soll dazwischen kommen, es sei denn, dass ein Knoten eines Retters wert entstanden ist; und man bemühe sich nicht, eine vierte Person sprechen zu lassen. Der Chor verteidigt die kräftige Pflicht, eine Rolle des Schauspielers, dass er aber mitten ins Geschehen platzt und, was nicht geeignet (195), nicht vorgesehen nützt und vielmehr stört. Jener soll die Guten unterstützen, als Freund beraten, die Zornigen lenken, würde gerne die Ängstlichen beruhigen, jener lobt Speisen kurzer Mähler, heile Gerechtigkeit und Gesetze, den Frieden bei offenen Türen, deckt Vollbrachtes, erfleht die Götter und betet sie an (200), dass das Glück den Elenden zurückkehre, den Wohlhabenden verschwinde. Die Flöte, nicht wie jetzt in Erz gebunden wie die Tuba, war aber da, um zart und einfach mit kleiner Öffnung zu pfeifen und den Chor zu unterstützen, nützlich, und noch nicht, um die dichtgedrängten Ränge mit zu kräftigem Blasen zu erfüllen (205): Dorthin kam ein Volk zusammen, zählbar freilich, nahezu klein, und anschaulich aufrecht und ehrlich. Anschließend begann der Sieger sich auf die Felder auszuweiten, weiter die Mauer der Stadt auszustrecken und der Genius zu Festzeiten ungestraft schon am Tage an Wein sich zu laben (210), bekommen auch Rhythmus und Melodie größere Gewährung. Was sollte der ungelehrte Bauer, frei von Arbeit, auch wissen, vermischt mit dem Städter, der Tölpel mit dem Ehrenhaften. So fügt der Flötenspieler der alten Kunst Bewegung und Glimmer hinzu und zieht das Kleid emsig über die Bühne (215); so sind auch den ernsthaften Saitenspielern Stimmen gewachsen, und es hat die Beredsamkeit kopfüber stolpernd eine losgelöste Rede vorgetragen, erfahren guter Dinge und sie unterschied sich kaum noch von den göttlichen Ahnungen Delphis, die zukunftslesende, die. Wer im tragische Lied um den wertlosen Bock gekämpft hat (220), entblößte auch bald die ländlichen Satyren und versuchte rauh den Scherz, ohne dabei die Würde zu verletzen, das, was zur Verlockung da war und den Zuschauer mit schönen Neuigkeiten zum Verweilen bringen sollte, trunken nach den Heiligkeiten und vom Gesetze befreit. (225) So aber passt es gut, lachende und spöttelnde Satiren zu empfehlen und das Ernste zum Spiel wenden, das nicht irgendein Gott, nicht irgendein Held herangezogen wird, kürzlich noch in königlichem Gold und Purpur erblickt, nicht wandert in dunkle Kneipen zu niedrigem Gespräche, oder, wenn er den Boden meidet, Wolken und Leere ergreift (230). Die Tragödie ist es nicht wert, in leichtem Vers ausgesprochen zu werden, wie der Matrone befohlen wurde, an Festtagen zu tanzen, schamhaft ein wenig unter den frechen Satyren zu weilen. Ich werde, Pisones, nicht zierlose und herrschende Namen und Worte allein lieben (235), noch werde ich mich anstrengen, mich von dem Stil der Tragödie zu entfernen, dass kein Unterscheid sei, ob Davus redet und die kühne Pythia, die um ein von Simon ausgespucktes Talent reicher ist, oder Silenus, Wächter und Diener des göttlichen Zöglings. Aus Bekanntem will ich folgen lassen das gedichtete Lied (240), dass, wer auch immer es nachzuahmen versucht, schön schwitze und sich vergebens abrackert, dasselbe zu tun. Soviel können Gliederketten und Verbindungen ausrichten, soviel Ehre, aus der Mitte genommen. Die aus den Wälder herbeigeholten Faunen sollen sich meiner Ansicht nach hüten (245), wie die in Gassen Geborenen und auf dem Markt entweder sich irgendwann zu sehr mit sanften Worten zu zieren oder unreine und schimpfliche Wörter zu ächzen: Anstoß nämlich nehmen die, die Pferd und Vater und Gut haben, und nicht so wie der, der sich von Erbsen und Nüssen ernährt, nehmen und schenken sie den Siegerkranz (250). Eine lange Silbe nach einer Kurzen, das nennt man einen Jambus, ein schneller Fuß: daher meint auch der Name Trimeter zu stammen, auch wenn sechs Hiebe gegeben werden, vom Ersten bis zum Letzen hin gleich bleibend. Nicht viel früher, damit er um ein weniges langsamer und kürzer zu den Ohren gelange (255), nahm er ins väterliche Recht, gerne und geduldig den stabilen Spondeus, aber dass er nicht vom zweiten Fuße weiche und gleicherweise auch nicht vom vierten. Dieser erscheint in den vornehmen Trimetern des Accius selten, und auf die Bühne des Ennius gesandte Verse belastet er mit großem Gewicht (260), entweder wegen des zu schnellen Werkes, oder wegen Mangel an Sorgfalt oder wegen furchtbaren Verbrechens durch fehlenden Kunstverstand. Nicht jeder erkennt ein schlecht gemachtes Gedicht als Kritiker, und den Römern ist die Gunst ihnen zu Unrecht gegeben worden. Deswegen schreibe ich munter weiter (265)? Oder glaubt jeder, dass seine Fehler nicht gesehen werden, sicher und vorsichtig, innerhalb der Hoffnung auf Nachsicht zu liegen? Wenn ich schließlich die Schuld meide, habe ich das Lob nicht verdient. Ihr sollt die griechischen Beispiele bei Nacht und bei Tag mit der Hand durchwälzen. Aber Eure Vorfahren, Plautus (270), Rhythmus und Stil habt ihr zu sehr beides gelobt, geduldig, um nicht zu sagen dumm, habt ihr es bewundert, wenn auch ich und ihr ein wirsches von einem lieblichen Worte unterscheiden können und mit Fingern und Ohre den lieblichen Klang erfahren kennzeichnen. Man sagt, dass Thespis das unbekanntes Genre der tragischen Muse erfunden hätte (275) und die Gedichte auf Wagen fahren zu lassen, die durch Bodensatz eingeschmierten Gesichter singen und vortragen sollen. Nach diesem hat als Erfinder Aischylos Masken und ehrenhafte Umhänge eingeführt, auf bescheidenen Balken die Bühne errichtet und gelehrt, Wichtiges zu besingen und auf dem Koturn zu stehen (280). Diesen folgt sogleich die alte Komödie, nicht ohne großes Lob: Aber es kommt durch die Freiheit zu Fehlern und die Kraft wurde würdig, vom Gesetze gelenkt zu werden: Man nahm das Gesetz an und der Chor schwieg von nun an, dem Recht entzogen, schimpflich zu schaden. Nichts haben unsere Dichter unversucht gelassen (285), und nicht haben sie kleinsten Ruhm so erlangt, als sie gewagt, die griechische Spur zu verlassen und Selbstgemachtes zu feiern, sei es, dass sie die Praetexta oder die Togata lehrten. Und man ist nicht kräftiger durch Tugend oder berühmte Kriege als durch die lateinische Sprache, (290) wenn nicht irgendeinen der Dichter allein die Mühe und Dauer der Feile verdrösse. Ihr, aus dem Blut des Pompilius, weist ein Lied zurück, was sich nicht vielen Tagen langer Korrekturen unterzogen hat und stutzt zum zehnten Mal den geschnittenen Nagel. Weil Demokrit die Begabung für wichtiger hält als elende Kunst (295) und die vernünftigen Dichter vom Helikon ausschließt, kümmert sich ein großer Teil nicht mehr darum, die Nägel zu feilen, den Bart zu rasieren, geht an versteckt Orte und meidet die Bäder. Es wird nämlich Wert und Name des Dichters erhöht, wenn, trotz dreifacher Anticyrus-Pflege des Hauptes es - unheilbar - niemals (300) dem Friseur Licinus anvertraut wird. Oh ich Dummer, der ich die Galle reinige bei Zeiten des kommenden Frühlings. Kein anderer würde bessere Gedichte machen. Aber das ist die Sache nicht wert. Also wirke ich als wertloser Stein, der dazu taugt, Eisen wieder schön scharf zu machen, selbst nicht in der Lage zu schneiden (305): Aufgabe und Pflicht, selbst nichts schreibend, werde ich lehren, woher die Werke entstehen, was den Dichter ausmacht und bildet, was sich gehört, was nicht, wohin Können führt, wohin Fehler. Richtig schreiben zu wissen ist der Beginn und die Quelle (310). Das können Dir auch die sokratischen Schriften zeigen, der geplanten Sache folgen nicht ungern die Worte. Wer gelernt hat, was er dem Vaterland schuldet, was den Freuden, wie viel Liebe man den Eltern gebe, wie der Bruder und der Gast zu ehren sei, was Aufgabe des Schreibers, was des Rechtsgelehrten, (315) welche die Rolle des Feldherren im Krieg ist, jener weiß einem jeden vorgenommenen die passenden Dinge des Charakters zuzuschreiben. Ich werde befehlen, dass das Beispiel für Leben und Sitten betrachtet werde und der gelehrte Nachahmer auch von hier die lebendigen Stimmen holt. Währenddessen eine Geschichte, richtig an Orten verweilend, aber ohne Schönheit, ohne Gewicht und Kunst (320), erfreut sie eher das Volk und hält es besser im Bann als kraftlose Verse über Sachen des nutzlosen Unsinns. Das Talent der Griechen, Die Muse gab den Griechen das Talent, mit geschwollenen Munde zu reden, abgesehen vom Lob nach nichts gierig. Die römischen Jungen lernen in langen Rechnungen (325), eine Einheit in hundert Teile zu trennen: „Sag mir, Sohn des Albius’, wenn Du fünf Unzen eine wegnimmst, wie viel bleibt übrig? Das wirst Du doch sagen können!“ „Ein Drittel.“ „Gut. Du wirst Dein Geld zusammenhalten können. Kommt eine Unze dazu, was macht das?“ „Ein Halbes.“ (330) Hoffen wir, wenn einmal dieser Rost und die Sorge ums Geld die Sinne berührt hat, dass Gedichte noch kreiert werden können, um in Zedernöl eingelegt zu werden und durch leichtes Zypressenholz aufgehoben zu werden? Dichter wollen entweder nützen oder erfreuen, oder zugleich sowohl Schönes wie Nützliches fürs Leben sagen. (335) Was auch immer du vorhast, kurz muss es sein, dass das Gesagte schnell die gelehrigen Geister erfassen und treu behalten: Alles überflüssige schwappt aus der vollen Brust. Das aus Begierde Geformte soll der Wahrheit nahe sein: Nicht, dass die Geschichte fordert, was auch immer es für sich will, geglaubt zu werden, noch ziehe man aus dem Leib der satten Lamia ein lebendiges Kind hervor (340). Die Hundertschaften der Greise wollen das vertreiben, was außerhalb des Fruchtbaren liegt, die erhobenen Ramnes umgehen düstere Gedichte: Jeder hat den Punkt getroffen, der Nützliches mit Angenehmen vermischt, um den Leser gleichermaßen zu erfreuen und zu ermahnen. Dieses Buch verdient die Münze den Sosiern, dieses überschreitet das Meer (345), und verschafft in lange Zeit dem Schriftsteller Ruhm. Wir wollen die Anzeichen, die trotzdem Fehler aufweisen übersehen: denn weder gibt die Saite einen Klang von sich, den Hand und Verstand wollten, immer wieder gibt sie dem, der den tiefen Ton fordert, einen hohen zurück, noch trifft der Bogen immer, was er anzielt (350). Sobald aber Vieles im Lied so glänzt, kümmere ich mich nicht um wenige Flecke, welche die Unbeschwertheit ausgoss oder wo die menschliche Natur sich zu wenig kümmerte. Was ist es also? Wenn der Schreiber immer den gleichen Fehler macht, egal, ob man ihn schon ermahnt hatte, gibt es keine Nachsicht (355), der Gitarrist wird ausgelacht, welche sich immer an derselben Saite vertut, so wird mir jener, der vielfach daneben liegt, zu Choerilus, über den ich mit Lachen mich wundere, wenn er zwei, dreimal was Gutes gemacht hat; und ich werde nicht rügen, wenn eben der gute Homer auch mal eingeschlafen ist: Es ist in Ordnung, bei einem wahrhaftig langen Werk vom Schlaf erfasst zu werden (360). Wie Gemälde sind die Dichtungen: Das wird Dich mehr begeistern, wenn Du näher dran stehst, und dieses da von weiter weg; Dieses verlangt nach Dunkelheit, jenes will im Licht gesehen werden, welches nicht den Scharfsinn des Richters fürchtet. Dieses hat einmal gefallen, dieses wird auch noch zehnmal gefallen (365). Oh, älterer der Brüder, natürlich durch väterlichen Rat wirst Du gebildet zum Rechten und denkst ja auch für Dich, Behalte das hier Gesagte in Erinnerung: Gewissen Dingen werden Mittelmaß als akzeptiert und richtig zugestanden. Der mittelmäßige Rechtsberater und Gerichtsverteidiger steht im Abseits neben der Tugend (370) des redegewandten Messalla und kann auch nicht so viel wie Cascellius Aulus, aber trotzdem hat er seinen Wert: Die Menschen haben den Dichtern keine Mittelmäßigkeit zugestanden, so auch nicht die Götter, nicht die Säulen. Wie eine schlechtklingende Symphonie bei angenehmen Mahlzeiten und fette Salben und Mohn mit sardischen Honig stören (375), ein Mahl, das auch ohne diese Dinge hätte geführt werden können, so ist das Gedicht entstanden und erfunden, den Geist zu erfreuen, wenn es ein wenig vom Gipfel absteigt, stürzt es in die Tiefe. Wer nicht spielen kann, hält sich von den Waffen des Campus fern, unkundig des Speeres, Diskus’ und Reifes lässt er es bleiben (380), damit nicht verdientermaßen Zuschauertrauben zum Lachen anheben: Wer Verse nicht dichten kann, macht es trotzdem: Warum nicht? Frei und adlig, vor allem gehört er zur durchs Geld angesehensten Reiterschaft, und hat bisher noch keinem Laster sich hingegeben. Du sagst und machst nichts, was Minerva nicht mag (385): Du hast diese Meinung, Du hast Verstand. Wenn Du aber jemals irgendetwas schreiben solltest, möge es zu den Ohren des Kritiker Maecus gelangen und zu denen Deines Vaters, zu meinen auch, neun Jahre lang wird es bewahrt, eingelegt in Leder; ist die Stimme draußen, kann sie nicht zurückkehren (390). Orpheus, heiliger Götterbote hat die Menschen aus den Wäldern vom Schlachten und grausamen Fraß entfernt, gesagt wird deswegen auch, dass er wütende Tiger und Löwen bezähmen kann, man sagt, dass Amphion, der Gründer Thebens, durch den Klang der Gitarre Felsen bewegen und mit schmeichelnder Bitte (395), wohin er sie wollte, führen konnte. Dies ist schon immer Weisheit gewesen, Öffentliches von Privatem zu trennen, das Recht der Ehe achten, Städte zu gründen, Gesetze in Holz zu ritzen. (400) So gelangt Ehre und Ruhm zu göttlichen Dichtern und Gesängen. Nach diesen schärfte der bekannte Homer, und Tyrtaius die männlichen Herzen in martialische Kriege mit Versen; durch Lieder werden Schicksale gesungen und der Weg des Lebens wird gesagt, man versucht sich um die Gunst der Könige mit pierischen Weisen (405), das Spiel erfunden, und das Ende langer Mühen: Auf dass Du nicht vielleicht Dich schämst der kunstvollen Muse und des Sängers Apoll. Ob ein Lied löblich wird durch die Anlage oder Kunst, das ist hier die Frage: (410) Ich sehe weder Eifer ohne bereichernde Ader noch, was eine unausgearbeitete Begabung nützt: So fordert die eine Sache die Hilfe der anderen und so gehen sie Hand in Hand. Wer im Lauf das ersehnte Ziel zu erreichen wünscht, hat Vieles ertragen und gemacht als Junge, hat geschwitzt und gefroren, sich der Lust und des Weines enthalten; wer als Flötenspieler pythische Lieder spielt, hat vorher gelernt und den Lehrer gefürchtet (415). Es reicht nicht zu sagen: „Ich schreibe wunderbare Gedichte: den letzten hole die Krätze: mir bleibt, Schlechtes zurückzulassen und nicht frei auszusprechen, was ich nicht gelernt, was ich nicht weiß.“ Wie der Herold, der zu den kaufbaren Dingen die Menge treibt, befielt der Dichter den Schmeichlern (420), zum Gewinn zu eilen, reich an Feldern, reich an zinsangelegten Geldern. Aber nun ist da einer, der den Leckerbissen richtig hinlegen kann und für einen leichtsinnigen Armen bürgt, den in dunkle Streitereien Verwickelten da rausholt, und ich frag mich, wie der, so glücklich, einen wahren Freund von einem Lügner unterscheiden können soll (425). Sei es, dass Du etwas geschenkt hast oder jemanden beschenken willst, führe nicht den, der voller Freude, an die von Dir gemachten Verse: Denn er wird rufen: „Schön, gut, Richtig.“ Er wird erblassen, darüber hinaus aus diesen Freundesaugen eine Träne pressen, tanzen wird er, mit dem Fuß auf die Erde schlagen (430); Wie solche, die - zu einem Begräbnis gezogen - nahezu mehr sagen und machen als die Schmerzen aus ehrlichem Herzen, so zeigt der Spötter mehr Rührung als der wirkliche Lobredner. Könige, so sagt man, haben darauf bestanden, mit vielen Bechern und mit Wein denjenigen zu quälen (435), den sie zu durchschauen versuchen, ob er einer Freundschaft würdig sei; wenn Du ein Gedicht schreibst, sollen Dich die unter einem Fuchspelz verborgenen Geister nicht täuschen. Wenn Du Quintilian etwas vorträgst, „Berichtige, wenn Du kannst das hier“ sagte er, „und das.“ Wenn Du behauptest, es nicht besser zu können und es schon zwei, dreimal vergeblich versucht hättest, befahl er, (440) es zu vernichten und die schlecht gedrechselten Verse wieder auf den Amboss zu legen. Wenn Du einen Fehler lieber verteidigen willst als ihn zu verbessern, verliert er kein Wort mehr darüber und auch keine leere Mühe, damit Du ohne Gegenwehr Dich und das Deine ganz allein bewundern kannst. (445) Der gute und kluge Mann weist schlechte Verse zurück, wird harte kritisieren, schmucklose mit einem schwarzen Stift quer durchstreichen, er schneidet übertriebene Zierde, weist darauf hin, den weniger klaren mehr Licht zu geben, betont unklare Worte, wird zu Veränderndes notieren, er wird zum Aristarch: nicht wird er sagen (450): „Warum bekrittele ich meinen Freund wegen so Nichtigkeiten?“ Diese Nichtigkeiten werden zu sehr ernstem Übel, haben sie einmal zum Lachen und zur schlechten Kritik geführt. Wie der, den eine schlimme Krätze und die Gelbsucht plagt, fanatischer Wahnsinniger und zürnende Diana, fürchten sie, den giftigen berührt zu haben und die, die Bescheid wissen, fliehen vorm Dichter (455): Unvorsichtige Kinder treiben ihn und folgen ihm. Während dieser erhabene Verse ausrülpst und irrt, gleichwie wenn ein Vogelfänger nach Amseln strebend, in einen Brunnen oder einen Graben gefallen ist, und es ihm behagt, weithin zu rufen: „Kommt her, Bürger,“ sorgt sich keiner darum, ihm hoch zu helfen (460). Wenn doch einer sich kümmert, sich die Mühe macht und ein Seil hinabwirft, „Wer weiß, ob Du Dich nicht absichtlich hierhin hast fallen lassen und gar nicht gerettet werden willst?“ So will ich es sagen, und werde währenddessen vom sizilischen Dichter erzählen. „Empedokles wollte ja für einen unsterblichen Gott gehalten werden, so sprang der Kalte in den glühenden Ätna (465). Soll den Dichtern das Recht zustehen, sich umzubringen. Wer einen rettet, der es nicht will, macht sich selbst zum Mörder. Und das hat dieser ja nicht zum ersten Mal gemacht, noch, wenn er rausgezogen sein sollte, wird er zum Mensch und legt die Sehnsucht nach einem berühmten Tod ab. Es ist nicht ausreichend geklärt, warum er eigentlich Verse macht (470). Ob er die väterliche Asche bepisst hat oder gruseliges Blitzmal geschändet, der Frevler: Sicher ist: Er spinnt, und ist wie ein Bär, wenn er die Kraft hat, im Weg stehende Gitter zu zerbersten, und der Gebildete wie Ungebildete meidet den grausamen Vorleser; wen er aber packt, behält er und tötet er beim Lesen (475), gleich einem Blutegel, der die Haut erst loslässt, wenn er voll von Blut ist.
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